Der mutige Start, das gewachsene Team, die Arbeit mit vielen interessanten Menschen. So viele spannende Geschichten kamen auf unseren großen Besprechungstisch, als uns die Redakteurinnen der GfG / Gruppe für Gestaltung im Dezember besuchten. Die Erinnerungen der Gründerin der ersten Stunde, Prof. Dr.-Ing. Sabine Baumgart ebenso wie die Erfahrungen und Erkenntnisse von uns Büropartnern Frank Schlegelmilch und Lars Lemke. Hier ein erster Auftakt und Auszug aus dem Gespräch. Wir versprechen schon jetzt: Es kommt noch mehr!
BPW für eine gerechte Stadtplanung
Eigentlich sind es ja zwei Jubiläen, die erste Bürogründung war 1989, also vor 35 Jahren. Das B stand für Baumgart und PW für meine Büropartnerin Pahl-Weber. Gegründet wurde in Hamburg. 2001 kam das Bremer Büro hinzu.
Als erstes frauengeführtes Planungsbüro in Hamburg war uns u.a. das Thema „frauengerechte Stadtplanung” wichtig – und es wurde auch explizit nachgefragt! Ein Auftrag der Senatorin für Stadtentwicklung in Hamburg lautete: „Bausteine für eine Stadt der Frauen, Visionen für Hamburg”. Wir haben damals Pionierarbeit geleistet und ich würde sagen, der Geist des integrierten Denkens – wie können möglichst viele unterschiedliche Menschen an der Stadt und ihrer Planung beteiligt werden – das hat sich bis heute bei BPW fortgesetzt.
Ich bin froh, dass ich später auch in Bremen diese ersten Impulse setzen konnte. Und ich freue mich jeden Tag über die beeindruckende Entwicklung, die das Bremer Büro seit 2004 unter der Leitung von Frank und Lars genommen hat. Nach innen, mit einem hochkompetenten bunt gemischten Team und nach außen, mit dem Anspruch, Beteiligung an Planungsprozessen für viele Interessengruppen möglich zu machen.
Wie spricht man Menschen an, die von sich aus nicht zu Veranstaltungen zur Quartiersentwicklung kommen, weil sie vielleicht keine Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder haben oder weil es Sprachbarrieren gibt? Solche und ähnliche Fragen werden BPW auch in Zukunft herausfordern, da bin ich mir sicher.
BPW für gelebten Zusammenhalt
BPW, das sind nicht nur Lars und ich, das ist das ganze Team. In 20 Jahren sind wir fast jedes Jahr um eine Person gewachsen, so dass wir heute 20 Leute sind. Eine sehr gute Größe, wie ich finde. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der längsten Bürozugehörigkeit sind heute über 17 Jahre bei uns. Wir haben kaum Fluktuation, darauf sind wir stolz.
Die Anfänge unserer Partnerschaft von BPW in Bremen 2004, das kommt mir heute wie eine ganz andere Zeit vor. Damals hatten Lars und ich noch wenig Berufserfahrung, konnten aber auf Sabines Arbeit aufbauen.
Ich weiß noch, wie wir uns über unseren ersten selbst akquirierten Auftrag über 5.000 Euro aus Ritterhude gefreut haben. Es war ein ungewöhnlicher Bebauungsplan, der eine Grünfläche im Innenbereich vor Bebauung schützen sollte. Aber es ging vor allem darum, das Büro überhaupt in Gang zu bringen. Gleichzeitig war Bremen eine gute Standortwahl, wir sitzen immer noch in einem schönen Altbau mitten im Viertel, sehr zentral und mitten im Leben. Und dann sind wir moderat gewachsen und haben unsere Räumlichkeiten kontinuierlich erweitert.
Es gab aber auch einen kritischen Moment bei BPW, das war vor etwa acht Jahren. Wir haben gemerkt, dass unsere Arbeitsstrukturen und unser Führungsverständnis nicht schnell genug mitgewachsen sind. Wir haben dann einen umfassenden Coachingprozess mit dem gesamten Team gestartet, das war ein intensiver Prozess für alle Beteiligten. Und das Beste, was uns passieren konnte. Seitdem haben wir noch einmal einen großen Entwicklungssprung gemacht, Verantwortlichkeiten neu definiert und für mehr Zufriedenheit auf allen Seiten gesorgt. So kann es weitergehen. Genau mit diesem Team!
BPW als Mittler und Treiber
Ob Konversionsflächenentwicklung, Neubaugebiete oder integrierte Stadtteilkonzepte, bei allen anstehenden Entwicklungen von Flächen und Räumen sind wir überzeugt, dass diese nur im frühzeitigen Dialog mit der interessierten Öffentlichkeit erfolgen sollten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dialogorientierte Planungsverfahren und ein transparentes Vorgehen zwar zunächst etwas aufwendiger sind, im Ergebnis aber durch eine hohe Akzeptanz in Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung die Planungs- und Entscheidungsprozesse beschleunigt werden können. Dies gilt im Übrigen auch für die Abstimmung der fachlichen Belange mit den Behörden, die nicht selten konträr zueinander stehen. Die Initiierung und Moderation von Beteiligungsprozessen war daher schon immer ein Schwerpunkt von BPW. In 20 Jahren haben wir aber gelernt: Keine Beteiligung ist wie die andere - es gibt keine Blaupause, aber viele Dinge, die man falsch oder richtig machen kann. Inzwischen beherrschen wir den Werkzeugkasten für eine zielführende Beteiligung und unsere interdisziplinäre Denkweise wird bei der Steuerung komplexer Planungsprozesse sowohl von öffentlichen als auch privaten Auftraggebern geschätzt.
Ein Schlüssel dazu ist das, was wir „Phase Null” nennen. Das bedeutet, dass wir frühzeitig mit den von der Planung betroffenen Personen und Institutionen ins Gespräch kommen, damit die Ausgangsbedingungen klar formuliert und der Planungsrahmen abgesteckt sind, bevor das formale Verfahren beginnt.
Ein schönes Beispiel ist der Beteiligungsprozess, den wir für das Könecke- und Coca-Cola-Gelände in Bremen-Hemelingen durchführen durften. Hier sind wir mit interessierten Menschen aus dem Stadtteil über das Gelände gewandert und konnten viele konstruktive Hinweise und Ideen aufnehmen. Die Teilnehmenden vor Ort haben die Revitalisierung des Geländes als eine Chance für eine positive Entwicklung des gesamten Stadtteils begriffen. Da es kaum Vorgaben von außen für das Gebiet gab, konnten wir in einer Planungswerkstatt wirklich offen und kreativ mit der Bevölkerung arbeiten. So sollte Beteiligung sein, als gutes, respektvolles Miteinander in verständlicher Sprache und guter Arbeitsatmosphäre. So wollen wir auch in Zukunft arbeiten.
Das Gespräch führten Katrin Johnsen und Ninja Hofmann
Redaktion bei GfG / Gruppe für Gestaltung